„Guten Morgen! Sie werden heute operiert, Sie müssen also nüchtern bleiben.“
Der Tag an dem du operiert wirst, muss leider sehr früh beginnen. Heißt… die meisten Patienten werden so zwischen 6:30Uhr-7:00Uhr Frühs ins Krankenhaus aufgenommen. An der Rezeption werden die Patienten jeder Station zugeteilt und danach gelangen die Patienten endlich auf der Station.
Diese frühe Uhrzeit braucht man, weil du als Patient eine kurze standardisierte Vorbereitung gleich vor der Operation brauchst. Aber worauf sollst du aufpassen bevor du zum Krankenhaus kommst?
Fünf Sachen, die man vor der Operation machen/halten muss.
Folgend werden die wichtigsten Sachen erläutert, die man als Vorbereitung auf eine erfolgreiche Narkose halten/machen sollte.
Bitte immer darauf achten, dass jedes Klinikum seine Standards hat, und deswegen ist es unabdingbar sich vor allem an den von dem Klinikum gegebenen Hinweise zu halten!
3.Vorige Befunde und Medikamentenplan in die Klinik mitnehmen
4.Dazu auch Geduld unbedingt mitnehmen!
5.Ein paar Tabletten einnehmen, andere aber pausieren
1.Als du noch zu Hause bist solltest du sobald du aufstehst einen Schluck stilles Wasser trinken.
Der Anästhesist wird sich freuen! Wasser sollte eigentlich jeder gleich nach Aufstehen trinken, aber vor einer Operation ist eine kleine Wasseraufnahme umso wichtiger. Nach dem ersten Schluck, versuch jede halbe Stunde weiterhin einen Schluck stilles Wasser zu dir zu nehmen. Hierzu aber kein Kaffee und keine Milch!
Ich werde es kurz erläutern: Die heutige Narkose ist geil aber nicht perfekt. Die Wirkstoffe, die wir zum Einschlafen nehmen, vergrößern vorübergehend und dosisabhängig die Gefäße in deinem Körper. Das heißt, je mehr „ausgetrocknet“ du bist, umso steiler fällt dein Blutdruck während der Narkose ab. Der Grund warum du Wasser trinken sollst ist: um ein bisschen mehr Wasser ins Gefäßbett zu bringen. Daneben kommt auch die psychische Belastung… jeder fühlt sich besser nachdem er einen Schluck Wasser getrunken hat.
Sehr vorteilhaft beim Wasser Trinken ist auch die Tatsache, dass du damit die Konzentration der Magensäure in deinem Magen verringerst. Magensäure kann unter einer Vollnarkose aus dem Magen hoch bis in den Rachenraum gelangen. Das kommt sehr selten vor – laut „Praxis der Anästhesie 2018“ eine sogenannte Aspiration hat eine Erscheinungsquote von 0,3–0,5 pro 1.000 Anästhesien. Aber wenn das passiert, würde sich jeder freuen wenn nur Wasser hoch kommt und meistens keine Akute- und Spätfolgen hat.
2.Für jede geplante Operation (also elektive Operation) ist der Verzicht auf eine Nahrungsaufnahme (solides Essen wie Toast, Eier usw. sowie flüssiges Essen wie Milch. Pudding oder sogar Bonbons) obligat!
Eine letzte Nahrungsaufnahme darf nicht in der letzten 6 Stunden vor der Narkose stattgefunden haben. Und jetzt kommt sofort die Frage: „Was ist wenn ich weiß, dass ich um 12Uhr operiert werde? Kann ich nicht um 5Uhr Frühs trotzdem frühstücken?“ Das Problem hierzu liegt darin, dass die Reihenfolge der Operationen sich manchmal ändert. Somit wirst du schneller als gedacht operiert und sollst also nicht riskieren bei der Operation nicht nüchtern zu sein.
Halte durch! Du wirst nicht jeden Tag operiert. Wir müssen als Team arbeiten um die Krankheit zu besiegen. Das fordert auch, dass du dabei mitmachst!
3.Packe deine medizinischen Vorbefunde mit!
Normalerweise wurde dein aktueller gesundheitlicher Zustand bei dem Narkosegespräch (siehe den Beitrag dazu hier) erfasst. Das beinhaltet in der Regel die bereits festgestellten Diagnosen und die aktuelle Hausmedikation. Allerdings ist mir mehrmals passiert, dass Patienten bei dem Narkosegespräch einige Voruntersuchungen nicht dabei hatten. Manchmal wollen wir andere Befunde sehen, die du bereits zu Hause hast. Deswegen bitte alles einpacken, was uns hilfreich sein kann!
Dazu sollst du auch ein gutes Buch, dein Plüschtier und ein Aufladekabel mitnehmen um deinen Aufenthalt möglichst angenehm zu gestalten. Vergiss nicht: Die Krankenhäuser sind keine Gefängnisse, sondern Orte, wo die Patienten zusammen mit den Ärzten versuchen die Krankheiten zu beseitigen.
4.Deine Geduld bitte mit ins Krankenhaus mitnehmen!
Es ist kein Geheimnis, dass das Gesundheitswesen im Laufe der Jahre mehr und mehr überfordert ist. Deswegen kommt es häufiger und häufiger zu Situationen in denen die Patienten an dem Tag erst später oder gar nicht mehr in die Operationsbereich kommen, obwohl es ursprünglich geplant war.
Die Gründe dafür sind unterschiedlich:
- meistens dauern die vorigen Operationen länger als voraussichtlich vorgesehen. Das passiert in der Regel wegen der schwierigen anatomischen Einzelheiten der Patienten. Jeder Mensch ist einzelartig (ja, das kannst du auch Kompliment nehmen) und somit jeder Mensch hat auch eine eigene Anatomie (laut Duden: „Wissenschaft vom Bau des [menschlichen] Körpers und seiner Organe“). Manchmal kriegen die Chirurgen nicht hin, von dem ersten Versuch das Ziel der Operation zu erreichen. Es dauert halt und das weiß die Anästhesie am besten.
- es kommt eine Notfall-Operation dazu. Es ist jedem Anästhesist passiert, dass ein polytraumatisierter Patient sofort operiert werden muss. Zeit ist in diesem Fall sehr wichtig und deswegen können die geplanten Operationen verschoben werden. Die Koordination in dem Operationsbereich versucht allerdings die geplanten Operationen in einen anderen Saal stattfinden zu lassen.
- Personalmangel gibt es überall, betrifft auch den Operationsbereich. Wir sind alle Menschen und im Gegensatz zu der verbreiteten Meinung, dass die Ärzte oder die Schwerstern nicht krank werden können, passiert das genau so wie es bei deinem Arbeitsplatz vorkommt. Manchmal hat dieser Personalmangel das Zusperren eines Operationssaal als Konsequenz.
5.Nimm nur diejenigen Medikamente ein, die dein Narkosearzt gesagt hat, dass du am Operationstag einnehmen solltest.
Die Wirkung mancher Tabletten wollen wir bei der Narkose nicht haben. Einige blutdrucksenkenden Medikamente sind ein gutes Beispiel. Wie bereits oben geschrieben: Die Narkose vergrößert die Blutgefäße und treibt somit den Blutdruck nach unten. Die doppelte blutdrucksenkende Wirkung wollen wir nicht haben. Daher muss man ein paar Medikamente Frühs an dem Operationstag ausnahmsweise pausieren.
Vorsicht: nicht alle Medikamente die den Blutdruck runternehmen sollen abgesetzt werden! Dazu bitte mit dem Arzt nochmals klären welche sollst du nicht einnehmen und welche sollten auf jeden Fall weitergenommen werden. Die Erklärung dazu ist einfach. Es gibt in Medizin einen Begriff namens „Rebound-Effekt“. Das bedeutet, dass beim Absetzen eines Medikaments nimmt die erwünschte Wirkung ab und darüber hinaus kommt es danach zur Verstärkung des unerwünschten Effekts. Im Fall des Absetzen eines Beta-Blockers (Tabletten die „-olol“ als Endung haben) geht die Blutdrucksenkende Wirkung weg und danach wird der Blutdruck sogar höher sein als vor dem Einleiten der medikamentösen Therapie.
Die Tabletten die uns in der Regel nicht stören sind: die Schilddruse-Tabletten, die Tabletten für die Psyche oder Epilepsie, magenschonende Medikamente. Nach dem Motto: Du bist unter der Therapie mit dieser Medikation gut eingestellt. Das wollen wir auf jeden Fall so behalten!
Das sind zusammengefasst die Dinge, auf die jeder Patient aufpassen sollte. Vorrang hat aber immer was du mit dem Narkosearzt bei dem Narkosegespräch besprochen hast! Also tu das und falls du noch kein Gespräch hattest, was die Narkose angeht, dann kannst du dir jetzt ein paar gezielte Fragen merken.
Schließlich wollte ich nochmal erwähnen wie wichtig es ist, dass du dir verinnerlicht hast, dass alles in Medizin nach dem Konzept einer Team-Arbeit funktioniert. Das Personal im Krankenhaus wurde ausgebildet, um auch mit den schwierigsten Situationen umgehen zu können. Heißt auf gar keinen Fall, dass du als Patient nicht mithelfen kannst, in dem du dein Teil mitmachst!
Bleib also gesund, geduldig & geschmeidig!
Bis zum nächsten Mal,
Robert