Doktor, wissen Sie, ich habe Angst vor der Narkose!
Das wäre vielleicht die meist gestellte Aussage der Patienten. Die Angst ist ein starkes Gefühl. Ich hatte bereits mehrere Gespräche mit Patienten, die furchtbare (und dazu würde ich hinzufügen: meistens unbegründet) Angst vor einer Narkose hatten. Die Sicht der Patienten ist in diesem Fall erwartet. Von unserer Gesellschaft wird die Narkose wie etwas eher unkontrollierbar und dunkel was mit frustraren Ergebnissen einhergeht betrachtet. Warum das nicht so ganz ist, werde ich durch eine Reihe der Artikel die sich auf den Ablauf einer Narkose beziehen widerspiegeln.
„Wache ich wieder auf aus der vor mir stehenden Narkose?“
Leider gibt es keine einheitliche Antwort. In Deutschland laut „Praxis der Anästhesie, Wolfram Wilhelm et al.(2018)“- überlebt ein Patient, der keine bekannten Vorerkrankungen hat, eine Narkose in 99,9992% der Fälle erfolgreich. Ja! da gibt es dreimal 9 nach dem Komma und der Begriff lautet anästhesiebedingte Mortalitätsrate.
Anders gesagt: sieben gesunde Patienten, die Narkose haben, binnen 1.000.000 Patienten die Narkose bekommen sterben wegen anästhesiologischen Komplikationen. Der Rest von 999.993 Patienten haben überlebt. Vergleichsweise gab es 2022 in Deutschland laut destatis.de insgesamt 2788 tödlich verunglückte Personen im Rahmen eines Autounfalls. Bei einer geschätzter Bevölkerungsanzahl von 84,5 Mil. Einwohner entspricht das etwa 99,996% der Personen überleben eine Fahrt mit dem Auto. Das eine Person wegen einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt wird kommt zehn mal öfter als bei einer Narkose bei gesundenden Patienten.
Die Frage bekommt trotzdem jeder Anästhesist mehrmals am Tag, an dem man als Prämedikator im Krankenhaus läuft. Was bedeutet Prämedikation? – ist eigentlich das Narkosegespräch zwischen den Narkoseärzten und den Patienten.
Das Ziel dieses Narkosegesprächs ist:
- Den Patienten aufzuklären über was passiert bei der geplanten Narkose. Ein informierter Patient ist ein zufriedener Patient.
- Eine Schätzung über das persönliche Narkoserisiko dieses einen Patienten zu schaffen.
- Dem Patienten vorzuschlagen was es für mögliche Arten von Narkosen gibt. (ob allgemeine, örtliche oder rückenmarksnahe)
- Die Fragen des Patienten zu beantworten und gleichzeitig die Ängste des Patienten wegzunehmen.
Ihr seht, dass dieses Gespräch so eine „win-win“ Lage ist für uns als Ärzte aber auch für die Patienten. Wir sind ein Team, daher ein ehrliches Gespräch von den beiden Seiten ist äußerst wichtig! Wenn du herausfindest worum es geht, warum wir eine Maßnahme nehmen müssen und was das Ergebnis sein könnte, ist die Hälfte der Angst schon weg, richtig?
Dann jetzt die Frage: Gut, und was erfährt man bei diesen Narkosegesprächen? Dass man niemals wach wird???…. Nein, das ist es nicht! Jeder Narkosearzt weiß schon, dass sowohl die Patienten als auch die Chirurgen ihn brauchen. Wir sind alle da FÜR unsere Patienten. Ein Narkosegespräch ist einfach unsere Übersetzung, die wir den Patienten anbieten, wie nötig und gleichzeitig auch erfolgreich heutige Anästhesie sein kann.
Analyse eines Narkosegesprächs:
1.Zuerst stellen wir Fragen über die Vorerkrankungen und Allergien. Das beinhaltet auch Fragen über die aktuell eingenommene Medikation. Von großer Hilfe wäre das Vorhandensein eines aktuellen Medikamentenplans und eines Arztbriefs (wenn möglich). Je mehr wir wissen, umso mehr können wir uns vorbereiten. Deine Wünsche versuchen wir auch zu betrachten. Wenn Glieder operiert werden und der Patient eine Vollnarkose vermeiden will, können wir vorschlagen dass wir versuchen den Glied zu betäuben. Luftnot nach Steigen von Treppen gibt uns eine grobe Schätzung über die Belastbarkeit. Wenn du oberhalb zwei Etagen schaffst, dann sind wir in der Regel sehr zufrieden!
2.Dann je nach Operationsart kommen wir mit einem Vorschlag. Dann versuchen wir dir zu erklären warum sich ein Verfahren besser eignen würde als ein anderes:
Vollnarkose eignet sich besonders gut bei:
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- allen Operationen im Bereich des Bauchs. Das tut weh und wir können das Schmerzempfinden nicht komplett ausschalten mit einer epiduralen Anästhesie (mehr dazu bald). Darüber hinaus brauchen die Chirurgen, dass deine Bauchmuskel komplett erschlaffen sind.
- längeren Operationen. Im Wachzustand kann es äußert unangenehm sein stundenlang in einer bestimmten Lagerung zu verbringen.
- Hals-Mund-Kiefer-Gesicht Operationen. Der Kopf des Patienten muss in der Regel komplett zugedeckt werden, mit einem sterilen Tuch. Daher die Notwendigkeit einer Vollnarkose.
- Patienten die sich auf gar keinen Fall wünschen Geräusche und Gerüche zu merken.
Rückenmarksnarkose (Spinale-Anästhesie) eignet sich besonders gut bei:
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- Kaiserschnitt-Operationen. Statt einer Vollnarkose wäre die spinale Anästhesie immer vorzuziehen.
- Operationen an den Beinen, die bis zu maximal zwei Stunden dauern (voraussichtlich).
- urologischen Operationen bei Patienten die ein richtig hohes Risiko für eine allgemeine Anästhesie haben.
Örtliche Betäubung (Regionale Anästhesie) eignet sich besonders gut bei:
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- Patienten die sich auf gar keinen Fall einer Vollnarkose unterziehen wollen.
- Operationen der Glieder – wobei eine Kombination von erstmal Vollnarkose und danach Durchführung einer Betäubung vielleicht die beste wäre.
- Patienten die wirklich krank sind und somit wird durch eine regionale Anästhesie das ganze Risiko verringert.
Bei der spinalen Anästhesie und der regionaler Anästhesie gibt es immer ein kleines Risiko dass das Verfahren nicht ausreichend funktioniert. Deswegen steht immer als zweite Wahl eine Vollnarkose durchzuführen. Jedes Verfahren wird mit seinen eigenen Schritten erklärt und dann auch mit den Risiken, die dabei sind.
Das sind, aus meiner Erfahrung, die wichtigsten Punkte die man betrachtet um eine Art Anästhesie auszuwählen.
Zum einen: Es gibt kein richtiges Rezept und kein falsches Rezept eine Anästhesie durchzuführen und dann zum zweiten, dass jedes Klinikum seine bevorzugte Methoden hat. Als Faustregel ist die Vollnarkose eine wirklich sichere Art das Schmerzempfinden wegzunehmen.
3. Am Ende des Gesprächs beantworten wir gerne die Frage der Patienten. Falls es immer noch irgendetwas gibt, was noch nicht klar ist dann sagen uns die Patienten. Dann kommen wir nochmal zu dem Punkt warum das notwendig wäre, dass wir das machen und warum wir darauf nicht verzichten würden insbesondere für diejenige Operation die gemacht wird.
Es ist fair, dass ihr, die Patienten, herausfindet was&warum! Ich kann euch nur ermutigen, dass ihr Frage stellt um den Ablauf kennenzulernen und somit beruhigt in den Operationsbereich gefahren zu werden!
Bis zum nächsten Mal,
Robert